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On the Road

Die Straßen in Amerika sind in einem überwiegend schlechten Zustand. Risse ziehen sich längs und quer über die Fahrbahn, manchmal so alt, dass schon Gras darin wächst. Die Bankette trifft es meistens zuerst, sie brechen einfach weg. Auf manchen Straßen sind die Risse so heftig, dass es im ganzen Fahrzeug nur so klappert.

Schlaglöcher der unterschiedlichsten Größe und Tiefe tauchen urplötzlich auf und man tut gut daran, den Zustand der Straße gut im Auge zu behalten.Ich freue mich regelrecht, wenn ich mal ein frischasphaltiertes Straßenstück erwische oder sie noch nicht in dem Zustand ist, dass mal wieder dringend was gemacht werden müsste.

Baustellen sind sehr häufig mit den typisch orangfarbenen Faltschildern ausgeschildert, auf dem 'road work' oder 'road construction' steht, das heißt aber noch lange nicht, dass da auch wirklich jemand arbeitet. Außerdem werden sie solange vorher angekündigt, dass man irgendwann im Zweifel ist, ob die das Schild nicht vielleicht vergessen haben.

Wenn aber gearbeitet wird, dann trifft man die 'Flagger' an. Ein System, das ich das erste mal in Norwegen gesehen habe und über das ich immer noch grinsen muss. Ein 'Flagger' ist eigentlich jemand, der eine Fahne schwenkt. Diese Zeiten sind vorbei, heute hat er eine Latte in der Hand, auf der oben ein Stop-Schild montiert ist. Einen Flagger umzufahren ist wahrscheinlich gleichbedeutend mit Lebenslang oder Schlimmerem, also sollte man sich an das Schild halten und anhalten, wenn dort Stop steht. Über ein Handy verständigt er oder sie sich mit dem Kollegen auf der anderen Seite der Baustelle und wenn das letzte Fahrzeug durch ist, dreht er das Schild einfach um und dann steht da 'Slow' und man darf langsam durch eine manchmal ellenlange Baustelle fahren. Wenn man Pech hat, fährt man auch schon mal über die aufgerissene Straßendecke und dann tun einem die Stoßdämpfer von Herzen leid.

Verfeinert wird dieses System noch, wenn es ein Kolonenfahrzeug gibt. Dann kommt der Gegenverkehr mit einem Baustellenfahrzeug an, dass sich quer vor die wartende Schlange stellt. Ist der Letzte durchgefahren, dreht das Baustellenfahrzeug und bringt diese Schlange an das andere Ende. Der arme Kerl muss also den ganzen Tag nur durch die blöde Baustelle hin und her fahren. Total ineffizient und albern, aber irgendwie auch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Hier sieht man auch viele Frauen im Straßenbau. Häufig als Flagger, aber auch mit dem schwereren Gerät wie Dampfwalzen und ähnlichem. Ich habe sogar das Schild gesehen: „Slow down, my mom is working here“. Das ist die freundliche Variante von 'Die Bußgelder werden im Baustellenbereich verdoppelt' und das ist ernst gemeint.

Der Anteil der Frauen dürfte meiner Meinung nach nicht an der Gleichberechtigung, sondern am Lohn liegen. Schlecht ausgebildete Frauen haben hier eine Jobchance. Ich kann mich nicht daran erinnern, ob ich jemals eine Frau bei uns im Straßenbau gesehen habe.