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Dauercamper

gibt es auf fast jedem privaten Campground, da diese, anders als State Parks oder National Parks, natürlich keine Beschränkung in der Aufenthaltsdauer haben.

 

Dauercamper können die sogenannten 'Snowbirds' sein, die den Winter in südlicheren Gefilden, bevorzugt Florida oder Arizona, verbringen.

Sie haben ihr Monster-Womo oder den riesigen Trailer das ganze Jahr auf einem Campground, der dann auch gern Resort genannt wird und kommen im Herbst und gehen im April. Das Quartier für den unfreundlichen heimatlichen Winter ist mit allem Komfort eingerichtet und auch außen herum gibt es mehr oder weniger geschmackvolle Dekoration, die sich auch in voller Beleuchtung präsentiert. Häufig hängt oder steckt irgendwo ein Schild mit dem Namen des Ehepaars, das hier wohnt. Dadurch bedingt betreibt der Campground auch ein recht geselliges Leben, dass sich in allen möglichen Aktivitäten wie z.B. Shuffleboard oder Bridgenachmittagen zeigt. Oder auch in einem gemeinsamen Dekorieren für z.B. St. Patrick's Day.

Die anderen Dauercamper trifft man auf den billigeren Campgrounds an. Gestern war es mal wieder soweit. Ohio hatte mich geschafft mit 35°C und 68% Luftfeuchtigkeit. Ich bin also dem Hinweisschild zu einem Campground gefolgt, der auch recht nett an einem kleineren See lag. Mein Platz wurde von 2 Bäumen beschattet, so dass es erträglich war. Ein paar sites weiter standen einige Trailer, die nicht mehr den neuesten Eindruck machten.

Davor ein buntes Sammelsurium an Stühlen, Propanflaschen und was weiß ich noch. Jede Menge Fahrzeuge parkten auf meiner Seite, darunter auch ein Anhänger mit restlichem Baumaterial. Das war der erste Hinweis, aber ich hatte keine Lust mehr, bei dieser Hitze weiterzufahren. Der zweite waren die Herren, die allesamt ohne T-Shirts ihren nicht fitnessgestählten Body zeigten. Ehrlich, kein schöner Anblick. Genausowenig wie die Damen, die deutlich übergewichtig, aber in engstem Outfit daher kamen. Auch nicht gerade schön!

Im Laufe des Nachmittages bekam ich dann Zweifel, ob es sich wirklich um Dauercamper handelt, die ihre freie Zeit und die Wochenenden auf dem Campground verbringen. Es kam nämlich noch ein Pickup mit weiterem Baumaterial und mehrere Männer versammelten sich, um irgendetwas zu machen bzw. einfach nur herumzuhängen und zu reden. Kinder und Jugendliche fuhren mit den Elektrocarts, die hier anscheinend jeder hat, auf dem Platz umher, um sich die Zeit zu vertreiben. Es machte auf mich nicht den Eindruck, als würden sie für eine kurze Zeit ausspannen wollen. Ich glaube eher, dass diese Leute sich keine Wohnung mehr leisten können und es billiger ist, im Trailer auf dem Campground zu leben. Jemand hatte mir einen Artikel zugeschickt, dass die Wohnsituation in San Jose, wo das Silicon Valley ist, sich so dramatisch verschärft hat, dass sich immer mehr Menschen ihre Häuser nicht mehr leisten können und gezwungenermaßen in ihren Trailern leben.

Nicht, das wir uns mißverstehen. Ich hatte keinen Augenblick das Gefühl, dass ich in einer unsicheren Gegend bin. Ich wurde freundlich gegrüßt und auch die Angestellte des Campgrounds war sehr nett. Andere Wohnmobile kamen, die auch nur über Nacht dort waren und genau wie ich dann weitergefahren sind. Aber ich fand es deprimierend zu beobachten, wie ereignis- und aussichtslos diese Leben verplempert werden. Wenn meine Beobachtung zutreffend ist, dann gehören diese Leute sicherlich zu dem immer größer werdenden Anteil der ärmeren Bevölkerung.