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„Wait to be seated“

Anders als bei uns, ist es in Amerika nicht üblich, sich einen Tisch selbst zu suchen. Wenn man essen geht, stößt man fast unweigerlich auf den Hinweis „Wait to be seated“. Sich darüber hinweg zu setzen, wäre ziemlich schlechtes Benehmen.

Man wartet besser, bis jemand mit einem freundlichen Lächeln auf einen zukommt und einen an einen Platz führt. Gefällt er einem nicht, kann man jederzeit einen anderen Tisch wünschen und ich habe noch nie erlebt, dass das abgelehnt worden wäre, es sei denn er wäre reserviert.

Was mancher als Bevormundung empfindet hat einen handfesten Grund. Die Gehälter im Servicebereich sind nicht berauschend. Die Angestellten sind auf „tip“ (Trinkgeld) als Ergänzung zum Lohn angewiesen. Damit alle die gleiche Chance auf Trinkgeld haben, werden die Gäste auf diese Weise gleichmäßig verteilt. Das Trinkgeld ist also nicht wie bei uns Ausdruck der eigenen Zufriedenheit, sondern direktes Einkommen der Bedienung. Daran sind die Amerikaner gewöhnt und sie sind großzügig.In der Regel wird zwischen 10 und 20% des Rechnungsbetrags als tip gegeben.

Und auch hier sind die Sitten verschieden. Wir runden den Rechnungsbetrag gegenüber der Bedienung einfach auf oder lassen das Trinkgeld auf dem Tisch liegen. Hier wird fast alles mit Kreditkarte bezahlt. Nachdem die Rechnung schon neben dem Teller liegt, bevor man zu Ende gegessen hat, gibt man der Kellnerin die Kreditkarte. Keine Angst, das ist ein so selbstverständlicher Vorgang, dass man keine Angst um seine Daten haben muss. Sie kommt dann mit der ausgedruckten Rechnung wieder. Man schreibt dann einfach das Trinkgeld unter den Betrag und addiert alles, bevor man unterschreibt.

Manche Restaurants sind auch da „behilflich“ und drucken auf die Rechnung gleich auf, was 10, 15 oder 17% Trinkgeld im konkreten Fall beträgt. Oder man ist noch behilflicher und weist das Ganze gleich als Servicebetrag aus. Man sollte also hinsehen, damit man dann nicht gleich nochmal Trinkgeld gibt.

Im Gegenzug ist die Bedienung unglaublich freundlich und hilfsbereit. Sie stellen sich immer mit ihrem Vornamen vor und dass sie für diesen Tisch zuständig sind. Nach der Bestellung bringen sie sofort Wasser an den Tisch und fragen immer wieder zwischendurch, ob alles in Ordnung ist. Hat man eine Beschwerde, wird sie umgehend erledigt. Sie kommen auch immer wieder vorbei und füllen Kaffee oder Softdrinks kostenlos nach. Es wird also wirklich etwas fürs Trinkgeld getan. Je nachdem wo man gerade ist, macht es Spaß, sich mit der Bedienung zu unterhalten. Dabei ist es völlig egal, ob man sich etwas empfehlen läßt (davon schmeckt es auch nicht besser) oder ob man über das Wetter plaudert. Manche sind echt gut drauf und haben hohen Unterhaltungswert. Es sollte einem dann nur kein Zacken aus der Krone fallen, wenn man mit Honey, Sweetie oder Love angeredet wird.