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Wer A sagt, muss auch B sagen

Wer Mount Rushmore sehen will, der muss auch den Rest von South Dakota hinnehmen.

Vom Ostausgang des Yellowstone NP liegt zunächst Cody auf der Strecke, eine kleinere, piekfein herausgeputzte Kleinstadt, die vom Buffalo Bill Ruhm (inklusive Wild West Museum) lebt.

Obwohl das Museum hochgelobt wird, hat es mich nicht begeistert, was auch an der Abteilung mit den Waffen liegen kann. Ich marschierte da völlig ahnungslos hinein und habe mich regelrecht zu einem Rundgang gezwungen. Der Anblick von unzähligen, nach Jahrgängen und Herstellern angeordneten Gewehren, verursachte bei mir ein massives Unbehagen. Für mich ist die Waffenvernarrtheit und die Blindheit, mit der man diesem Credo folgt, völlig unverständlich. Ich möchte nicht in einem Land leben, das bis an die Zähne mit Waffen ausgerüstet ist und man erst nach dem Schusswechsel entscheidet, ob es ein bad guy war oder ein Versehen. Ich möchte auch nicht von Kleinkindern dummerweise über den Haufen geschossen werden, weil sie mit Papas Waffen gespielt haben.

Ich habe mich also recht schnell aus diesem Museum wieder verabschiedet. Der ganze Wild West Pathos ist nichts für mich.

Anschließend führt mich mein Navi durch den Tensleep Canyon. Die Strecke geht über einen Pass, der aber bereits geöffnet und schneefrei war. Auf Schildern wird am Wegesrand erläutert, wie viele Millionen Jahre alt die Gesteinsformation ist, an der man gerade vorbei fährt. Eine wenig befahrene, aber wunderschöne Strecke.

Danach wird es erstmal wieder trostlos. Ewig lange Prärie, die sich platt wie eine Flunder bis zum Horizont erstreckt. Da muss man dann einfach durch. Wie gesagt, wer A sagt ….

 

Schließlich erreiche ich den Black Hills National Forest. Keine Ahnung, warum es Black Hills heißt. Die Gegend ist wunderschön bewaldet mit grünen Nadelhölzern und nach der eintönigen Fahrt durch die Prärie eine wahre Augenweide.

Am nächsten Morgen mache ich mich dann wieder auf den Weg, zuerst zum Crazy Horse Memorial, das auf meinem Weg liegt und dann zum Mount Rushmore. Seit über 60 Jahren wird an dem Denkmal für den Indianerhäuptling Crazy Horse gemeißelt, aber bislang ist nur der Kopf aus dem Felsen herausgearbeitet. Man kann ihn gut von der Straße aus sehen.

Auch die Köpfe der 4 Präsidenten am Mount Rushmore kann man von der Straße aus sehen, aber ich bin neugierig, was sie aus diesem Ort gemacht haben. Mount Rushmore ist eine National Historic Site, aber sie nehmen keinen Eintritt. Stattdessen werden Parkgebühren von 11 $ erhoben, dafür bekommt man aber auch einen schönen Platz.

Es ist nicht weit bis zum Eingang und ich bin überrascht, mit wie wenig Patriotismus ich konfrontiert werde. Habe mich auf unzählige Flaggen und sonstiges Beiwerk eingestellt, aber das ist nicht der Fall. Man geht lediglich durch einen Säulengang, an dem die Flagge jedes Bundesstaates angebracht wurde. Und dann kann man von einer Terrasse aus die in den Felsen gemeißelten Köpfe ansehen.

Es gibt natürlich noch die Werkstatt, in der über die Arbeit an dem Projekt berichtet wird. Und es gibt auch noch das Restaurant, in dem Szenen für den Film „Der unsichtbare Dritte“ gedreht wurde. Dort kann man das Präsident Jefferson Eis probieren. Keine Ahnung, was so besonders daran sein soll. Bei der Hitze ist mir jedes Eis willkommen. Schließlich drehe ich noch eine Runde durch den größten gift shop, der mir bislang untergekommen ist. Nach dem obligatorischen Stempel und Parksticker mache ich mich wieder auf den Weg.

Der Badlands NP ist nicht weit davon entfernt und liegt ebenfalls auf meiner Strecke. Also fahre ich den scenic drive entlang. Wieder einmal verblüfft mich, dass man meilenweit durch anscheinend flache Prärie fahren kann und dann steht man wie aus dem Nichts an einer Abbruchkante und schaut hinunter in eine unwirkliche Felsenlandschaft. Die Badlands machen ihrem Namen alle Ehre, hier gibt es kaum Vegetation und die Felsen sind der Erosion durch Wind und Wasser ausgesetzt. Man kann sehr schön beobachten, wie dünn die Erdschicht ist, die über das flache Land eine Decke aus unzähligen Gräsern breitet. So dünn, dass es kaum Gebüsch oder Bäume gibt. Nur der unendlich weite Blick über Graslandschaft oder über die Kante nach unten in die ausgewaschenen Felsen.

Und trotzdem gibt es Tiere hier. Am Eingang tummeln sich jede Menge Präriehunde, die die Wiese zu einem 100-Loch-Golfplatz umgraben. Außerdem beobachte ich Dickhornschafe, die die Besucher mißtrauisch beäugen.

Danach gibt es bedauerlicherweise nichts mehr, das einen von der unendlichen Eintönigkeit South Dakotas ablenken kann. Es ist ziemlich heiß, langweilig und man fährt mehr oder weniger stundenlang gerade aus. Ich stelle den Tempomat ein und versuche, nicht einzuschlafen. Hier ist sogar das Tanken eine hochwillkommene Abwechslung!