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Glück braucht der Mensch

Der Grand Teton NP liegt auf meinem Weg in den Yellowstone NP. Da die Ferienzeit noch nicht ganz da ist, habe ich kein Problem, einen Stellplatz auf dem CG zu bekommen. Ich nutze die Gelegenheit, Abwasser loszuwerden und Frischwasser aufzufüllen. Während ich so warte, dass mein Vordermann fertig wird, komme ich mit dem Ehepaar ins Gespräch und es ergibt sich schnell ein nettes Gespräch.

Sie laden mich auf ihre site ein und nachdem ich mich häuslich eingerichtet habe, schwinge ich mich aufs Rad. Bud und Elaine sind sie seit 16 Jahren pensioniert und arbeiten seit dieser Zeit als Freiwillige in den Nationalparks. Hier im Grand Teton NP waren sie achtmal als Freiwillige unterwegs. Sie zeigen mir auf dem Plan, wo man am Besten Bisons, Pronghorns (eine Antilopenart), Hirsche und Elche sehen kann. Und dann laden sie mich ein, sie abends auf ihrer Pirschfahrt zu begleiten.

Um 7 Uhr geht’s mit ihrem Jeep los und sie können damit backcountry fahren, das heißt abseits der asphaltierten Straßen. Es ist überhaupt kein Problem über rumpelige Wege und durch tiefe Wasserstellen zu fahren und es macht einen unglaublichen Spaß!

Während wir Ausschau halten, bekomme ich eine Gratisstunde in Geologie, Tierkunde und Geschichte. Sie haben faszinierende Geschichten zu erzählen, insbesondere über die Entstehung des Parks und die Mormonen, die hier gelebt haben. Und wir haben Glück, am frühen Abend kommen die Hirsche aus den Wäldern, in denen sie tagsüber Zuflucht vor der Hitze suchen. Wir kommen ganz dicht an die Bisons ran, die völlig unberechenbar sind, aber uns ignorieren. Die jungen Bullen rempeln sich lieber an, um für die Kämpfe während der Paarungszeit zu üben.

Ich sehe viele graziöse Pronghorns, die so schnell und ausdauernd rennen können, dass selbst ein Jaguar keine Chance hat. Es ist fast dunkel, als wir sogar einen Elch entdecken, der etwas abseits der Straße unter den Weiden liegt. Sie erzählen mir, dass es immer derselbe Elch ist, der sich in diesem Gebiet aufhält und dass er riesig ist. Stockmaß ist mindestens 170 cm und dann kommt noch der große Kopf mit dem prachtvollen Geweih dazu, also so um die 2 Meter. Selbst aus dieser Entfernung und liegend, beeindruckt der imposante Kopf des Tiers.

Bären sehen wir keine, aber das überrascht sie nicht, denn es sind scheue Tiere und meiden nach Möglichkeit den Kontakt mit den Menschen. Alle Bären im Park sind mit einem Sender versehen und durchnummeriert, so dass man nachvollziehen kann, wo sie sind. Die Bärin Nr. 399 ist besonders beliebt und hat dieses Jahr 3 Junge. Das Besondere war, dass ihre Tochter, Bärin Nr. 601, keine Junge hatte und sie hat ihr eines abgegeben.

Nach 2 ½ Stunde ist es so dunkel, dass wir die Schatten nicht mehr von den Tieren unterscheiden können und so kehren wir um.

Als Dankeschön bringe ich ihnen am nächsten Morgen ein selbstgebackenes Brot vorbei. Ihnen hat meine Gesellschaft wohl auch gefallen, denn sie laden mich für den Abend noch mal ein. Sie wollen Bieber beobachten und wissen auch, wo sie sie finden können. Da sage ich nicht nein und wieder geht es mit dem Jeep los. Zu unserer aller Enttäuschung hat der Park die Straße seit ihrem letzten Besuch asphaltiert. Also kein Backcountry mehr, sehr schade!

Aber dafür sehen wir die Bieberstaudämme, den Bau und schließlich auch die Bieber selber, die keilförmig durchs Wasser gleiten. Ein wunderbarer Abend vor einer phantastischen Kulisse.

Es war ein faszinierendes Erlebnis und wieder einmal bin ich von der selbstverständlichen Freundlichkeit und Großzügigkeit, mit der man mir hier begegnet , sehr positiv überrascht. Mit Bedauern nehmen wir Abschied.