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Diesel? Diesel!

Wenn man auf Tour ist, führt kein Weg daran vorbei. In mehr oder weniger gleichmäßigen Abständen muss man tanken. Mittlerweile habe ich ein besseres Auge für Tankstellen entwickelt und fahr nicht mehr an zu vielen vorbei. Habe ich eine entdeckt und sieht die Auffahrt nicht nach Himmelfahrtskommando aus, dann beginnt der Spaß. Denn meine Kiste braucht Diesel und damit gehöre ich zur Minderheit. Die meisten tanken Benzin, auch die Monsterwomos.

Hat die Tankstelle eine beleuchtete Preistafel, ist es einfacher. Haben sie Diesel, dann leuchtet der Preis auf der Tafel in Grün. Manchmal wechselt die Anzeige, was keineswegs bedeutet, dass der Ölpreis Achterbahn fährt. Es wird nur der Preis für „cash“ und für Kreditkarte ausgewiesen; cash ist billiger.

Zeigt die Tafel, dass sie Diesel haben, ist die nächste Frage: Wo? Die Antwort ist mannigfaltig. Sicher ist nur, dass die Zapfpistole für Diesel immer grün ist. Man kann sie also optisch von den anderen gut unterscheiden. Es kann sein, dass jede Tanksäulen eine Zapfpistole für Diesel hat. Es kann aber auch sein, dass es nur eine einzige gibt und man herumkurvt, bis man sie entdeckt hat. Kann man an den Tanksäulen nichts Grünes ausmachen, dann kann es auch sein, dass etwas abseits eine weitere Tanksäule nur für Diesel ist. Manchmal gibt es auch einen Hinweis auf Trucks und wenn einer irgendwo steht, dann bin ich richtig und stelle mich einfach daneben. Das sieht dann aus wie David neben Goliath.

Die nächste Hürde wartet aber schon. Amerika scheint das Land der potentiellen Zechpreller zu sein, denn hier fährt man nicht vor, tankt und geht dann bezahlen. Hier ist es die Regel, dass man seine Kreditkarte an der Tanksäule einschiebt und dann tankt. Um es gleich vorweg zu nehmen, dass funktioniert mit einer nichtamerikanischen Kreditkarte nur selten. Das hängt damit zusammen, dass man seinen zip code (Postleitzahl) eintippen muss. Die wenigsten Säulen sind mit einer deutschen Postleitzahl einverstanden. Man kann es mit einer ausgedachten 5stelligen Zahl versuchen, aber das klappt genauso selten.

Demzufolge macht man sich auf zur Kasse, gibt die Nummer der Pumpe an und zahlt einen Betrag im voraus. Was den Vorteil hat, das man den günstigeren Preis bekommt, wenn es angeboten wird. Erst dann wird die Pumpe freigeschaltet. Das zu knapp zu kalkulieren lohnt sich nicht, da man sonst nochmal zur Kasse muss, um einen weiteren Betrag voraus zu zahlen.

Hat man das Geld hinterlegt, sind die Hürden noch nicht überwunden, denn davon läuft der Sprit noch lange nicht. Man sollte die Tanksäule genau in Augenschein nehmen, damit man herausbekommt, welchen Hebel man umlegen, drücken oder rausziehen muss. Zusätzlich muss man noch den grünen Schalter für Diesel drücken und dann – eventuell – läuft es endlich. Falls nichts klappt, einfach den Nachbarn fragen und sich nichts daraus machen, dass man leider zu blöd ist, um so etwas einfaches zu können.

Während der Sprit in den Tank rauscht, hört man manchmal Stimmen. Das bedeutet keineswegs, dass man sich um seine geistige Gesundheit Gedanken machen sollte. Vielmehr haben einige Tankstellen Minifernseher in der Tanksäule und man wird mit irgendeiner Talkshow oder Nachrichtensendung zugeduddelt. Keine Ahnung, ob da irgendwer wirklich zuhört, ich fand es so abgedreht, dass ich beim ersten mal wirklich hingesehen habe.

 

Zum Schluss nicht vergessen, sich das Wechselgeld herausgeben zu lassen, falls man nicht alles verbraucht hat.

 

Erst heute hatte ich wieder das Vergnügen. Nun bin ich derzeit in Oregon, das genauso wie New Jersey das Selbsttanken untersagt. Hier fährt man vor und jemand tankt für einen. Es wird auch gleich die Fensterscheibe gereinigt.


Währenddessen habe ich mich mit dem Besitzer des Monsterwomos auf der anderen Seite der Tanksäule unterhalten. Er hatte Zeit, denn sein Gefährt tankte 110 Gallonen (die Gallone ist 3,78 Liter!) und damit kommt er ca. 600 Meilen weit. Ich hatte etwas weniger als die Hälfte im Tank und brauchte nur 11 Gallonen. 11 Gallonen sind irgendwie peinlich, wenn auf der anderen Seite ein verwunschener Tanklastzug steht, aber wenn ich bedenke, dass mein Tank ca. 23 Gallonen fasst und ich damit rund 400 Meilen komme, dann finde ich es wieder erfreulich. Er tankte jedenfalls immer noch, als ich schon weiterfuhr.