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Bei der Esskultur scheiden sich die Geister

Dass mir der ganze Fastfoodkram bis oben steht, dürfte kein Geheimnis sein. Egal, wie der Landen heißt, ob MacDonalds, Dennys, Kentucky Fried Chicken, Waffle House oder wie sie alle heißen, das Ergebnis ist für mich immer gleich – lieblos zusammengeworfenes Einerlei, das einfach nicht schmeckt. Zudem sind die Portionen dermaßen überdimensioniert, dass die gesundheitlichen Probleme kein Wunder sind.

Gute Restaurants sind selten und teuer. Wenn man Glück hat, erwischt man irgendetwas dazwischen und bekommt solide Hausmannskost, die aus selbstgemachten Burgern mit Pommes oder Steak mit Pommes besteht. Nur in den Großstädten findet man wirkliche Abwechslung, zu halbwegs bezahlbaren Preisen.

Ein so großes Spektrum an unterschiedlichen Restaurants wie wir es kennen, gibt es hier einfach nicht. Auch das ganze Drumherum ist völlig anders, als wir es in Europa gewöhnt sind.

Es ist wirklich selten, dass man Porzellanteller zum Essen bekommt. Von einer Tischdecke rede ich erst gar nicht. Normalerweise bekommt man das Essen lieblos auf einem Plastiktablett mit einem Stapel Servietten serviert. Wenn man Pech hat, ist auch das Besteck aus Plastik. Die Trinkbecher, in denen man sein Getränk erhält, waren bisher immer aus Plastik, nie aus Glas. Für uns völlig undenkbar ist auch, dass man z.B. auch in guten Mittelklassehotels beim Frühstück tatsächlich nur Papptellern und Plastikbesteck erhält. Dass man da keine Lust hat, länger sitzen zu bleiben, verwundert nicht.

Das ist auch gar nicht gern gesehen, denn während man noch isst, kommt die Kellnerin bereits vorbei und fragt, ob man noch etwas möchte. Verneint man das, hat man umgehend die Rechnung neben dem Teller liegen. Das Essen in aller Ruhe mit einem Kaffee abzuschließen, ist unüblich. Hier bleibt man nicht noch eine Weile sitzen und redet miteinander.

Es ist für mich daher kein Wunder, dass die Amerikaner ein gestörtes Verhältnis zum Essen haben. Essen ist nichts Geselliges, dem man eine gewisse Aufmerksamkeit schenkt, es sei denn man wirft Zuhause ein paar Burger auf den Grill, weil man Freunde da hat. Und es ist schon mal gar nichts, was man in Ruhe genießt. Einerseits machen sie einen Riesenhype um fettfrei, ballaststoffarm, glutenfree und was noch alles, andererseits essen sie ohne mit der Wimper zu zucken so heftig Fritiertes, dass der Cholesterinspiegel jubelt.

Essen scheint hier etwas zu sein, das einen nur aufhält. Es muss alles schnell gehen, weil man ja noch irgendetwas machen will. Am liebsten währenddessen irgendwohin hetzen und dabei noch den Kaffeebecher in der Hand halten, denn das spart Zeit.

Hier ist mir die in Europa übliche Esskultur richtig bewusst geworden und das vermisse ich sehr. Ich bin kein Gesundheitsapostel und kein Gourmetfanatiker, aber ich schätze einen hübsch gedeckten Tisch mit Porzellan und normalem Besteck. Es gefällt mir, mein Getränk aus einem richtigen Glas zu trinken. Ein gutes Essen in machbaren Portionen serviert zu bekommen, ist wunderbar und dafür nicht erst eine Bank überfallen zu müssen, ist wohltuend. Bei einem Kaffee noch eine Weile sitzen bleiben zu können und dann erst den Kellner um die Rechnung zu bitten, zeigt, dass man mit dem Essen zufrieden war und sich wohl fühlt.