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Campground ist nicht gleich Campground

Ach, was! Die einen sind teuer, die anderen billiger. Die einen sind pikkobello sauber, bei den anderen würde man der Reinigungskraft gern nochmal eine Einweisung geben. Die einen sind nett angelegt und bei den anderen fährt man am nächsten Morgen ohne Bedauern weiter. Also, wo soll der Unterschied sein?

Ganz einfach, hier unterscheidet man grob in 2 Kategorien. Entweder man ist auf einem staatlichen CG in einem Nationalpark oder Statepark oder man steht auf einem privat geführtem CG. Je nach dem unterscheiden sich auch die Camper deutlich von einander.

Die öffentlichen CGs liegen meist landschaftlich wunderschön. Die Stellplätze (sites) sind großzügig angelegt, so dass man sich nicht zu dicht auf die Pelle rückt. Außerdem sind sie so gut wie immer mit einem Picknicktisch, einem festinstallierten Grill und einer Feuerstelle ausgerüstet, denn nichts lieben die Camper mehr, als abends am eigenen, qualmenden Feuer zu sitzen.

Sonstige Einrichtungen variieren von gar nichts, über Plumpsklo bis Strom und Wasser an jeder site. Dafür bieten die immer freundlichen Ranger während der Saison aber auch Führungen oder abendliche Vorträge kostenlos an.

Auf diesen CGs findet man die "knorrigen" Camper, die tagsüber mit ihren Fahrzeugen unterwegs sind und mit Vorliebe lange Wanderungen unternehmen. Abends bauen sie auch gern mal bei schlechtem Wetter ihre Zelte auf und sitzen mit Anorak und Mütze am Lagerfeuer. Selbstredend sind diese Typen um 6 Uhr morgens auf und packen schon wieder ihre Rucksäcke.

Die Wohnmobile auf diesen CGs sind eher kleiner und praktischer, so dass unserer gut rein passt. Hier bekommen wir auch die meisten Besuche und werden mit technischen Fragen geradezu gelöchert. Wenn ich wollte/dürfte, hätte ich unseres bislang schon viermal verkaufen können. 

Ganz anders das Bild auf den privaten CGs. Diese bieten viel Komfort, angefangen von kleinen Läden über Swimmingpools bis zur Waschmaschine/Trockner oder irgendwelchen Gemeinschaftsräumen, in denen man fernsehen oder feiern kann. Die sites sind enger, dafür hat jede Strom, Frischwasser und Abwassermöglichkeit, manchmal auch Picknicktische. Sie sind nicht sehr viel teurer als die staatlichen, aber hier ist eine ganz andere Klientel Zuhause.

Hier parken die „Monsterwomos“, die mindestens 10m lang und eigentlich eine fahrende 2-Zimmer-Wohnung sind. Hier gibt es einen großen Außengrill, Außenfernsehen, Waschmaschine und Trockner im Bad und Spülmaschine innen. Hier sitzt man in komfortablen Fernsehsesseln und die Küche hat von Backofen über Microwelle bis zum gigantischen Kühlschrank mit Eiswürfelbereiter alles. Und damit man ja keinen Strapazen ausgesetzt ist, sind Klimaanlagen in allen Räumen selbstverständlich. Hier findet man auch eine besondere Art der Illumination, die bei uns nur die Hartgesottenen in der Weihnachtszeit anbringen. Logisch, dass man für diese Energiemonster Strom und Platz braucht.

Wahlweise in der gleichen Größenordnung ein ebenso überdimensionierter Wohnwagen, der mit unseren nicht im entferntesten zu vergleichen ist oder ein 5th-Wheeler, der vom Typ her auch ein Wohnwagen ist, allerdings auf der Ladefläche eines Pickups festgemacht wird.

Wundert es jemanden, dass diese Gefährte Sprit in einer Größenordnung schlucken, die uns an der Tankstelle in Ohnmacht fallen ließen?

Die Camper hier sind meistens pensionierte Ehepaare zwischen 60 – 75, die längere Zeit irgendwo stehen und mit dem mitgebrachten Fahrzeug, das hinten an das Monsterwomo auch noch dran gehängt wird, Ausflüge in die Umgebung machen. Darüber hinaus ist mindestens ein Hund obligatorisch. Wobei Hund eigentlich zu viel gesagt ist, es sind häufig die Miniausgaben, dann aber auch gern mal 2, wobei man manchmal nicht genau weiß, wer hier wen spazieren führt. Besonders komisch ist es, wenn Katzen an der Leine ausgeführt werden oder die Leute quasi im Laufstall sitzen, damit sich die Tiere frei bewegen können.

Nur als Anhaltspunkt, damit man ein ganz normales europäisches Wohnmobil mit 6,60 m Länge mit einem ganz normalen amerikanischen "Monster-Wohnmobil" vergleichen kann...


Ach ja, für diese Reisebusse braucht man keinen Lkw-Führerschein. Der ganz normale reicht aus.

Gemeinsam haben alle Camper aber, dass sie immer sehr freundlich und hilfsbereit sind. Wenn ich allein unterwegs bin, bekomme ich immer jede Menge guter Ratschläge, was ich mir in der Gegend noch ansehen könnte. Eine Nachbarin ist mit ihren Beuteln an Kleinholz und Anzünder gekommen und hat mir geholfen, das Feuer richtig in Gang zu bringen. Im Gegenzug habe ich einen Kaffee gemacht und wir haben uns unterhalten. Ein anderer Nachbar hat mir angeboten, sein gefiltertes Wasser mit zu benutzen. Oder man bietet mir an, das Fahrrad auf der site zu lassen, man würde schon darauf aufpassen.

Ein bißchen Smalltalk ist die Regel, was einige für oberflächlich halten. Ich finde, es ist eine sehr freundliche, höfliche Art, miteinander ins Gespräch zu kommen. Es geht nicht darum, Lebensbeichten auszutauschen (Gott bewahre!), sondern einfach nur darum, ein bißchen nett zueinander zu sein. Und davon können wir uns in Deutschland eine Scheibe abschneiden!