... weiblich. Nicht, weil es laut und aufgedonnert ist und man zu Tode unterhalten wird. Sondern, weil mir die unterschiedlichen Gruppen von Frauen so aufgefallen sind.
Da sind zunächst die jungen Frauen, die hier ihren Junggesellenabschied mit Diadem im Haar und Schärpe („Bride-to-be“) feiern. Sie verkörpern alle das amerikanische Ideal: hübsch, meistens schlank, dauergepflegte Frisur, so sexy wie möglich und wild entschlossen, sich mit ihrer Clique zu amüsieren. Die dazugehörenden Mädels sehen genauso aus; der einzige Unterschied ist besagtes glitzerndes Diadem. Ich war erstaunt, wie viel Haut im eigentlich prüden Amerika hier gezeigt wird. Knappste Shorts, tiefste Ausschnitte, Netzkleid mit Bikini darunter oder mörderische Highheels. Hier wird wirklich nicht mit den Reizen gegeizt.
Oder die vielen älteren Frauen, die allein vor irgendeinem blinkenden, klingelnden Automaten sitzen. Sie starren auf den Bildschirm mit den rotierenden Bildern, die lackierten Fingernägel auf irgendeinem ebenfalls blinkenden Knopf und man kann die Einsamkeit wirklich spüren. Fast teilnahmslos beobachten sie die Kombination von Bildern auf dem Bildschirm. Es ist, als wenn das Stimmengewirr, die Musik und die klingelnden Automaten sie davor bewahren, nachzudenken. Sie sind so fester Bestandteil der Casinos, dass es völlig gleichgültig ist, in welchem Hotel man sich umsieht. Leute, die allein vor diesen Automaten sitzen, sind überall und es ist völlig egal, ob es früh morgens oder spät nachts ist. Einen Tagesablauf bekommt man in den abgeschotteten Casinos sowieso nicht mit.
Und schließlich die vielen Frauen, ohne die der Betrieb nicht laufen würde: Kellnerinnen, Zimmermädchen, weibliche Croupiers am Roulettetisch und Servicekräfte. Zwar sieht man auch Männer, aber das Gros sind Frauen. Schlecht bezahlt und trotzdem immer freundlich und die Frisur sitzt!
Davon abgesehen ist Las Vegas exakt das, was es verspricht: ein 7 km langer Boulevard vollgepackt mit Hotels, Geschäften und allen Arten von Restaurants. Und Verleih von Luxussportwagen, die man für einen Tag mieten und damit sein Ego den Boulevard rauf und runter fahren kann.
Vom Lake Mead kommend liegt die Stadt in einer Ebene vor mir und bereits von da aus sehe ich den Las Vegas Boulevard, denn nur dort gibt es Hochhäuser. Auch der Flughafen, der fast neben dem Boulevard liegt, ist bereits zu erkennen. Und rundherum breiten sich die Wohngebiete immer weiter aus, denn irgendwo müssen ja all die Arbeitskräfte wohnen, die diesen riesigen Rummel am Laufen halten. Im Hintergrund begrenzen Berge die Ebene und ein Gipfel ist auch jetzt Mitte April noch mit Schnee bedeckt. Die einzige Chance für Leute aus Las Vegas, Schnee zu sehen, wie der Taxifahrer mir erklärte.
Wir würden uns gern ins Gewimmel stürzen, aber dazu haben wir keine Chance. Auch hier gilt Bequemlichkeit. Einige Hotels sind mit einer kostenlosen Bahn miteinander verbunden, so dass man nicht zu Fuß gehen muss. An fast alle Kreuzungen führen Rolltreppen nach oben und man überquert die Straße sicher auf einem Überweg. Für Rollstuhlfahrer gibt es jeweils einen Lift und die Sportlichen dürfen gar die Treppe nehmen. Geht man auf diesen Überwegen geradeaus, landet man todsicher wieder in irgendeinem Casino.
Edelmarken wie Gucci und Prada haben ihren eigenen Block und zeigen schon von außen ein edles Architekturdesign. Wir gehen einfach immer weiter bis zum Bellagio, das nicht nur für seine Wasserspiele berühmt ist, sondern auch innen einen aufwändig gestalteten Innenhof hat, der diesmal zeigt, was sich die Designer unter Japan vorstellen. Geschmackssache ...
Aber, und das war's, was ich mir ansehen wollte, der Glasdesigner Chihuly hat die Decke der Eingangshalle mit riesigen Glasblüten versehen und er hat auch einen Laden in dem Hotel, wo man sich einiges ansehen kann. Chihuly stellt auch gern im Freien aus, so z.B. vor einiger Zeit im Botanischen Garten von Denver und das finde ich einfach großartig. Ich hoffe, dass ich es bis Seattle schaffe, denn dort hat Chihuly ein eigenes Atelier.