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Regen in der Wüste

Die Gegend um Tucson ist eigentlich staubtrocken und deswegen die Heimat der Saguaros, dieser riesigen Kakteen, die ihre Seitenarme gen Himmel recken und unerlässliche Requisite in jedem Western sind.

Der Saguaro NP ist zweigeteilt. Ein Teil liegt östlich von Tucson, der andere westlich. Ich habe mich für den westlichen entschieden, weil ich auf jedenfall das Sonora Desert Museum besuchen will.


Der Weg dorthin ist fantastisch. Die Straße schlängelt sich in einem beständigen Auf und Ab zunächst durch den Tucson Mountain Park, an der Westernstadt „Old Tucson“ vorbei zum Sonora Desert Museum und schließlich zum Sanguaro NP. Man kommt sich vor, als wenn man durch eine Kakteenausstellung fährt. Die riesigen Saguaros dominieren die Landschaft. Es gibt sie in allen Größen und Varianten und im Augenblick blühen sie an den Enden ihrer Arme. Obwohl ich für diese prickeligen Dinger nichts übrig habe, sind sie in ihrer natürlichen Umgebung wunderschön.

 Mein absoluter Favorit sind aber die Ocotillos („Fouquieria splendens“). Sie sehen auf den ersten Blick gar nicht wie Kakteen aus, sondern gleichen eher einem dürren Gebüsch mit dünnen Ästen, an deren Ende leuchtend rote Blüten optimistisch der Eintönigkeit der Wüste trotzen.

 

In dieser Gegend gibt es nur einen CG, den Gilbert Ray CG und an dem gibt es nichts auszusetzen. Mit Wasser, Strom und Sanitärhaus hat man alles, was man braucht. Und es gab mal wieder einen Zuschlag. Den ganzen Tag hingen dicke Wolken über dem Tal, aber im Office meinte man nur, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen, das gäbe nur Regen. Tja, das konnte ich nun glauben oder nicht. Aber sehen konnte ich die breite, dunkle Wand ganz deutlich, die von der anderen Seite des Tals schnurstracks durch die Ebene auf mich zukam und so ganz wohl war mir nicht. Nach einer guten Stunde war sie dann auch an Ort und Stelle und es goß ganz ordentlich, bis dann der Wind auch noch auffrischte und es plötzlich auf mein Dach trommelte. Ich dachte, ich sehe nicht recht, als vor meiner site Hagelkörner wie Waschpulver auf dem Asphalt ausgestreut wurden. Gott sei Dank von einer moderaten Größe, so dass nichts kaputt ging und nach ein paar Minuten war der Spuk dann auch schon vorbei. Es kann also auch in der Wüste hageln!

Am nächsten Morgen war ich dann in aller Frühe am Sonora Desert Museum und schloss mich einer Führung an, die eigentlich ein „Bird Walk“ sein sollte. Aber da die Vögel irgendwie anders beschäftigt waren, schwenkte die Gruppe dann zu den Pflanzen um, was mir auch recht war. Mich hat jedoch der helle Neid gepackt, als ich all die Pflanzen sah, die hier im Überfluss und prächtig gedeihen, während ich meine Exemplare hätscheln und umsorgen muss. Und selbst dann werden sie niemals diese üppige Größe erreichen. Schon ungerecht!

Das Museum ist in mehrere Bereiche unterteilt und widmet sich nicht nur den Saguaros oder anderen Kakteen, sondern auch den Tieren. Es gibt ein kleines Aquarium, ein Vogelgehege und besonders schön ein Gehege für die Kolibris. Ich hatte die Gelegenheit, brütende Kolibris zu sehen, die unglaublich wendig und fix sind. Deswegen hat es auch keinen Sinn, durch das Gehege zu gehen, die sind sowieso schneller, als man gucken kann. Besser ist es, sich still auf eine der Bänke zu setzen und darauf zu warten, dass sie zu einem kommen. Früher oder später läßt sich einer auf einem Ast nieder und man kann sie sekundenlang bewundern. Und dann sind sie schon wieder weg...

 Es gibt auch noch einen Bereich, der unter der Erde liegt, in dem man sich Spinnen und ähnliches ansehen kann, aber da war ich dann recht schnell durch. Genauso wie durch den Bereich mit den Schlangen. Das ist nicht mein Ding und ich bin ausgesprochen dankbar, dass wir uns in der freien Wildbahn noch nicht begegnet sind. Wenn's nach mir geht, muss das auch nicht sein.